Proaktiv gegen Datenprofiling und Verfolgung Ihrer personenbezogenen Daten
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18 Januar 2019
Autor :  

Webaktivitäten von Facebook kontrollieren und isolieren

Haben Sie sich auch schon gewundert, dass Facebook, Google, Amazon und andere Ihnen nicht nur auf deren Plattformen, sondern auch aussserhalb deren Plattform zielgerichtete Werbung zu Produkten und Dienstleistungen oder schlimmer auch Berichte/Stories anbieten, weil Sie sich auf der Webseite XY ein Produkt ansahen und/oder zu einem Thema in einem Blog oder einer Zeitung sich informierten?

Sie lesen einen Beitrag und schon erhalten Sie, wie aus heiterem Himmel, urplötzlich Angebote rund um das Thema des Beitrags und wundern sich, wie Facebook, Google, Amazon u.a. davon wissen konnten, obwohl sie auf deren Plattformen zu diesem Thema nie etwas kommentierten, veröffentlichten oder dazu recherchierten. Oder anders herum, sie haben auf diesen Plattformen sich für etwas bestimmtes interessiert und erhalten ausserhalb der Plattform plötzlich Angebote rund um dieses Thema, obwohl sie Cookies löschten. BIG DATA ist der Zauberwort und das Geschäftsmodell dieser Konzerne sorgt basierend auf hochkomplexen Technologieplattformen dafür, dass Sie verfolgt werden.

Als Nutzer von Plattformen, wie Facebook, sollen Sie allerdings ein Mitspracherecht haben und nur dann Daten preisgeben, die Sie auch preisgeben wollen. Das gilt auch für den Einsatz von Browsern. Im Browserwettbewerb hat Google-Chrome derzeit die Nase vorne (rd. 60% Marktanteil), doch Firefox resp. Cliqz zu nutzen ist nicht verkehrt. Denn wer Google-Programme einsetzt, gibt grundsätzlich schon einmal Daten ab und dass Google damit arbeitet versteht sich von selbst.

Mozilla resp. Firefox / Cliqz haben ein Zusatztool nun zum implementieren zur Verfügung gestellt, das das Sammeln von Daten erschwert, repektive die Verfolgung ausserhalb der Plattform zunichte macht. Die jüngsten Nachrichten zeigen, wie aggregierte Nutzerdaten in bisher unerwarteter Weise genutzt werden (Wahlen in Amerika), weshalb ein neues Add-On für Firefox entwickelt wurde: der "Facebook Container" und "Multi-Account Container". Denn wie oben schon kurz beschrieben, geben die Seiten, die Sie im Internet besuchen, viel über Sie preis. Sie verraten u.a., wo Sie leben, welche Hobbys und welche politische Überzeugung Sie haben. Werden diese Daten mit Ihrem sozialen Profil verknüpft, ermöglicht das eine erhebliche Wertschöpfung. Facebook und andere verfügen daher über ein Netzwerk von Tracking-Tools auf verschiedenen Webseiten. Deren Code verfolgt Sie unsichtbar und es ist dadurch fast unmöglich, nachzuvollziehen, wann die so gesammelten Daten mit anderen geteilt werden.

Der Facebook Container von Mozilla isoliert Ihre Facebook-Identität vom Rest Ihrer Internetaktivitäten. Nach der Installation können Sie Facebook weiterhin ganz normal nutzen und auch Facebook kann umgekehrt seine Dienste wie gewohnt für Sie bereitstellen und Ihnen Werbung anzeigen. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass es für Facebook deutlich schwieriger wird, Ihre gesammelten Aktivitäten außerhalb von Facebook zu nutzen, um Ihnen Anzeigen und andere personalisierte Nachrichten zu senden.

Das Add-On bietet eine Lösung, die nicht einfach darin besteht, Nutzern grundsätzlich von einem Service abzuraten, der ihnen einen Mehrwert bietet. Stattdessen gibt es den Usern ein Werkzeug an die Hand, um sich proaktiv vor unerwünschten Nebenwirkungen, eben dieser Nutzung, zu schützen. Die Weitergabe der Daten an Cambridge Analytica hätte Facebook Container zwar auch nicht verhindern können. Die gesammelten Daten zu Ihrer Internetnutzung füllen jedoch ganze Schatzkammern Anderer. Deshalb ist es wichtig, dass Sie als Nutzer selbst die Kontrolle darüber behalten, welche Daten sie teilen möchten und welche nicht.

Vielleicht sollten Sie statt Google-Chrome, Safari oder IExplorer also doch lieber Firefox/Cliqz verwenden und das gilt auch für die genutzten Suchmaschinen, die, wie bei Google Search, jede Suche von Ihnen aufzeichnet und dann wiederrum mit anderen Daten verbunden wird. Eine gute Alternative ist beispielsweise DuckDuckGo.

Denn Google verfolgt Sie von Beginn an bei Ihrer Suche im Internet, auch wenn Sie sich im Inkognito-Modus befinden. Denn Google ist, wie alle anderen Datenkraken, hinter Ihnen her Es erfasst Sie überall, wo Sie sich vor- und nicht vorstellen können, wie Browser, Android, Spiele, YouTube, Websites usw. Gemäß den Umsatzberichten von Google stammen über 80% des Umsatzes von Google aus Anzeigen auf Google-Websites oder im Google-Werbenetzwerk. Daraus lässt sich schließen, dass Google grundsätzlich eine Werbeagentur ist und Informationen über ihr Nutzerverhalten so dringend, wie Facebook braucht. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass Werbung nichts Schlechtes ist und gegen Werbung grundsätzlich erst einmal nichts einzuwenden ist. Das ist legitim und von irgendwo her muss ja das Geld kommen, um Produkte weiterentwickeln zu können oder News zu erstellen.

Es darf allerdings nicht sein, dass dafür die Selbstbestimmung der Bürger aufgehoben wird und Tür und Tor unfreiwillig geöffnet bleiben. Die DS-GVO hilft in Europa bereits sehr, dass mit dem Auskunftsrecht, gegen unfreiwillige Datensammlungen vorgegangen werden kann.

Wenn die eingesetzte Technik allerdings vorher immer mehr Daten über Sie sammelt und Sie nicht mehr wissen, wer welche Daten von Ihnen hat, ist auch die DS-GVO machtlos. Denn es kann ja nur immer das gefragt werden, worüber man auch bescheid weiß. Eine Muster-Anfrage nach personenbezogenen Daten bei Firmen, Vereinen und Behörden finden Sie unter https://cybernex.de/datenschutzbeauftragter/anschreiben-selbstauskunft.JPG

Ebenso ist es unerträglich, dass persönliche Befindlichkeiten und politische oder religiöse Einstellungen für Manipulationen genutzt werden können und Ihnen mit den verfügbaren Daten eine Cloud/Wolke offeriert wird, die als nichts anderes als manipulativ betrachtet werden kann. Werbung bezieht sich ja nicht nur auf die Bewerbung von Produkten und Werbeangebote. Aus den Daten werden auch News/Artikel zusammengestellt, die eine Welt suggeriert, die so nicht besteht. Denn Die Welt ist größer, als die selektive Wahrnehmung in Suchergebnissen es zeigt. Ebenso manipulativ ist deshalb das Thema GEO-blocking eigeordnet worden, das unterschiedliche Preisangebote ermöglichte, was aber in der EU mittlerweile verboten wurde.

Wer heute seine Daten nicht schützt oder diese zumindest nur noch denjenigen gibt, die selbstbestimmt ausgewählt wurden, braucht sich nicht zu wundern, wenn über kurz oder lang eine Zensur stattfindet und diese im Kopf bereits vor jeder Aktivität beginnt.

Der Autor Gerd Bruckner ist zertifizierter externer Datenschutzbeauftragter in München.

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