"Laut, rechts, sächsisch" - trifft das zu? Eine Opferberatungsstelle in Sachsen zählte im Jahr 2015 für das Bundesland insgesamt 477 rechtsmotivierte und rassistische Angriffe, Tendenz: steigend. Auch die Zahl rechter Gewaltstraftaten hat im vergangenen Jahr um 86 Prozent zugenommen. Die meisten Vorfälle gab es in Dresden und in Leipzig sowie in den Landkreisen Leipzig und Sächsische Schweiz/Osterzgebirge.
Dabei gilt Sachsen als Musterregion für den "Aufbau Ost": Das wiedererstandene Dresden, das weltoffene Leipzig, die lieblichen Landschaften des Elbtals, der rustikale Charme des Erzgebirges, die Industrieansiedlungen in Hightech-Branchen, überhaupt Lifestyle und Kultur auf Weltniveau sind die Stichworte dazu. Warum also ist Rechtsextremismus gerade in Sachsen auf dem Vormarsch?
Die "ZDF.reportage" blickt auf einige Orte des Freistaates, die offensichtlich ein rechtes Problem haben: auf Clausnitz, wo sich die Bürger nach der Blockade eines Flüchtlingsbusses von den Medien abgestempelt fühlen und über die Vorfälle vom Februar am liebsten schweigen würden; auf Bautzen, wo 100 Flüchtlinge in jenes Gebäude einziehen sollen, das durch einen Brandanschlag kürzlich schwer beschädigt wurde; auf Heidenau, wo der Bürgermeister nach den Ausschreitungen versucht, ein friedliches Zusammenleben in seiner Stadt wieder möglich zu machen. Standhaft bleiben und Rechtsbrüche weiter konsequent verfolgen - das einzige Rezept gegen Intoleranz.
Carsten Thurau, Autor dieser "ZDF.reportage" und Leiter des ZDF-Landesstudios in Sachsen, sagt: "Bei meiner Recherche wurde deutlich: Neonazi-Kultur und Intoleranz sind in manchen Gebieten Sachsens mittlerweile ein Alltagsphänomen - das Bundesland muss dort schwer um seinen Ruf kämpfen."
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