Schokoladenhasen in Deutschland und Österreich auf dem Prüfstand

24 März 2016
Autor :  
Global 2000

Wenn Verunreinigung und Ausbeutung den Osterhasen zum schmelzen bringt

Insgesamt 20 verschiedene Schokoladen-Osterhasen aus österreichischen Supermärkten wurden beim Osterhasen-Check 2016 auf ihre ökologische und soziale Qualität getestet. Acht Schokohasen und sieben Eigenmarken-Tafeln wurden von GLOBAL 2000 als sozial und ökologisch bedenklich eingestuft. Grund für diese Einschätzung sind die prekären Umwelt- und Produktionsbedingungen im Kakao-Anbau, wie der von Südwind und GLOBAL 2000 im aktuellen Report „Bittersüße Schokolade – Hinter den Kulissen der internationalen Schokoladenindustrie“ aufzeigt.

Mehr als die Hälfte der weltweit verfügbaren Kakaobohnen werden in der Elfenbeinküste, in Ghana und in Indonesien produziert. In der Kakao-Produktion werden nach wie vor Pestizide eingesetzt, die in der EU aufgrund ihrer Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt längst verboten sind. Die nachgewiesenen Pestizid-Rückstände in den getesteten Schokoladen deuten auf einen massiven Einsatz von Pestiziden in der Produktion hin – mit enormen negativen Folgen für die Gesundheit der Kakaobauern und -bäuerinnen und die Umwelt.

In zwölf getesteten Schokoladentafeln konnten Pestizide nachgewiesen werden – bis zu vier verschiedene. Die festgestellten Mengen in den Schokoladentafeln und Osterhasen bergen zwar keine direkten Gesundheitsrisiken für die KonsumentInnen, einige der Chemikalien (wie zum Beispiel Endosulafn, Chlorpyrifos, Cypermethrin, Deltamethrin und Permethrin) sind allerdings hormonell wirksam und entfalten ihre Wirkung auch in kleinsten Mengen. Es ist ratsam, die Aufnahme selbst geringer Mengen von Pestiziden zu vermeiden. Schließlich nimmt man Pestizide ohnehin über viele Lebensmittel zu sich. Wir empfehlen daher Konsumentinnen und Konsumenten Schokolade zu kaufen, die aus biologischem und pestizidfreiem Anbau stammen.

Den Osterhasen-Report 2016 erhalten Sie bei GLOBAL 2000 unter www.global2000.at/sites/global/files/Osterhasen_Check_2016.pdf

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt der foodwatch-Test in Deutschland: 8 von 20 Schoko-Osterhasen enthalten krebsverdächtige Mineralöle.

Viele Schoko-Osterhasen enthalten gesundheitsgefährdende Mineralöle. Das ergab eine Laboranalyse der Verbraucherorganisation foodwatch. 8 der 20 getesteten Schokohasen waren mit sogenannten aromatischen Mineralölen (MOAH) belastet – diese stehen im Verdacht, krebserregend und erbgutschädigend zu sein. MOAH-Verunreinigungen fand das Labor bei preisgünstigen Osterhasen von Lidl, Penny und Aldi Nord, aber auch in teuren Markenprodukten, etwa von Lindt, Feodora und Niederegger. Alle Schokohasen waren zudem mehr oder weniger stark mit gesättigten Mineralölen (MOSH) belastet. Gesättigte Mineralöle reichern sich im Körper an und können Organe schädigen. Extrem hohe MOSH-Werte hat das Labor in Hasen der Eigenmarken „Favorina“ von Lidl und „Douceur“ von Penny gemessen.

„Der Test zeigt, dass die Lebensmittelindustrie das Problem der Mineralöle in Lebensmitteln nach wie vor nicht im Griff hat. In fast jedem zweiten Hasen haben wir krebsverdächtige aromatische Mineralöle gefunden (MOAH). Das ist völlig inakzeptabel, gerade weil Kinder laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit sowieso schon am höchsten mit Mineralölen belastet sind. Die Bundesregierung versagt auf der ganzen Linie: Sie muss endlich strikte Grenzwerte für Mineralöle in Lebensmitteln gesetzlich festschreiben. Besonders für die krebsverdächtigen aromatischen Mineralöle muss Null-Toleranz gelten. Sie dürfen in Lebensmitteln überhaupt nicht nachweisbar sein.“, erklärte Luise Molling von foodwatch.

Die Mineralöle können auf verschiedenen Wegen in die Schokolade gelangen. Zum Beispiel über für den Transport der Kakaobohnen verwendete Jutesäcke, die mit Ölen behandelt werden, über in der Produktion verwendete Maschinenöle oder über Abgase aus Industrie und Verkehr. Auch Druckfarben aus Altpapier-Verpackungen können einen Eintragsweg darstellen, falls solche Kartons beim Transport oder der Lagerung der Rohwaren zum Einsatz kommen. foodwatch fordert umgehend Grenzwerte für Mineralöle in Lebensmitteln – bei den besonders kritischen MOAH muss eine Null-Toleranz gelten. Zudem müssen Lebensmittel durch schützende Barrieren vor dem Übergang von Mineralölen aus Altpapierverpackungen geschützt werden.

Mineralöle sind die größte Verunreinigung im menschlichen Körper. Sowohl die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) als auch das zuständige deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) verweisen auf das krebserregende Potenzial aromatischer Mineralöle. „Deshalb sollte kein nachweisbarer Übergang von MOAH auf Lebensmittel stattfinden“, folgerte das BfR bereits 2012. In Bayern fanden die Behörden Ende des vergangenen Jahres in der Schokolade mehrerer Adventskalender gefährliche Mineralöl-Verunreinigungen. Wenige Wochen zuvor fand foodwatch aromatische Mineralöle in Grundnahrungsmittel wie Reis, Grieß und Cornflakes.

Den kompletten Testbericht "MINERALÖL IN SCHOKOLADEN-OSTERHASEN" erhalten Sie als PDF-Datei bei foodwatch  unter https://www.foodwatch.org/uploads/media/2016-03-23_foodwatch-Test_Schoko-Osterhasen-Mineraloel.pdf

Bildnachweis: foodwatch
Videonachweis: APA-OTS

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